Unterpullendorf, eingebetet im Oberpullendorfer Becken, ist umgeben von
archäologischen Fundstellen. Unweit des Ortes verläuft die berühmte
Bernsteinstraße, eine befestigte römische Haupthandelsroute von Aquilea nach
Carnuntum. Sie gibt Hinweise auf Handel und Reisen der Zeit knapp nach Christi
Geburt. Doch der größte Schatz von Unterpullendorf ist nicht etwa Gold, welches
viele als wertvollstes Mineral bezeichnen würden, sondern Toneisenstein, ein
Eisenerz von allerhöchster Qualität. Deshalb wurde das römische Militär durch
den Kaiser in Rom beauftragt eine Handelsstraße von der Adria in den Bezirk
Oberpullendorf (damals Pannonien) zu errichten. Betrachtet man den Wald nördlich
und nordöstlich des Ortes, den sogenannten Zerwald, so findet man hunderte
trichter artige Aushöhlungen unterschiedlichster Größe. Diese sogenannten
"Pingen" sind verstürzte Stollen in welchen einst Eisenerz zu Tonnen abgebaut
wurde. Dieser Toneisenstein wurde zur Herstellung von Eisen in sogenannten
Rennöfen verwendet. Einer dieser Öfen wurden ebenfalls auf Unterpullendorfer
Gebiet, direkt im Anschluss an das Pingengebiet im Süden archäologisch in den
70-er Jahren ergraben. Dieser keltische Ofen wurden von Josef Polatschek, einem
hoch verdienstvollen Heimatforscher, welcher den Oberpullendorfer Bezirk wie kein
Anderer erforschte, dokumentierte und damit zahlreiche Fundstellen aufdeckte, im
Zuge seiner zahlreichen Begehungen entdeckt. In der Nähe des Ofens, freigelegt
während der Errichtung des Sportplatzes, stieß er auf den heute noch sichtbaren
Eisenerzaufschluss im Nordosten des heute hier befindlichen Sportplatzes.
Diesen Aufschluss nutzten Archäologen der Universität Wien, tatkräftig
unterstützt von der Gemeinde Frankenau-Unterpullendorf und der Urbarialgemeinde
Unterpullendorf, nun erneut zur Eisenerzgewinnung. "Wir nutzen das hier
abgebaute Erz für Verhüttungsexperimente in einem unserer Rennöfen. Wir haben
schon unterschiedlichste Erzsorten aus ganz Österreich getestet - das Erz aus
Unterpullendorf ist mit Abstand das Hochwertigste zur Eisenherstellung", betonen
die Archäologen und Archäologinnen. Zahlreiche Interessierte Gemeindemitglieder
informierten sich vor Ort über den Abbau, die Entstehung und die Verwendung des
Toneisensteines.
Auch die Volksschule Unterpullendorf
besuchte gemeinsam mit ihren Lehrerinnen die Archäologen. Die Archäologen
erklärten den Kids was Eisenerz ist, wozu es verwendet wird und welche Objekte
heute noch gefunden werden können. Zusätzlich durften die Schüler originale
Grabungszeichnungen begutachten, ein digitales Oberflächenmodell mit den deutlich
sichtbaren Pingen bewundern und mitgebrachtes Eisenerz, daraus entstandenes
Eisen und Eisenabfälle anfassen. Im Anschluss wurde der Wald und die Pingen von
den Schülern genauestens archäologisch untersucht. Dabei wurden von einigen
Kindern Eisenerzstücke gefunden und die Wahrnehmung der Pingen im Wald
gestärkt.
Insgesamt wurden rund 150 kg Eisenerz abgebaut - die größte Erzknolle wog
dabei satte 23 kg.
"Dieser enorme Reichtum an Eisen wurde Jahrhunderte lang genutzt, weit
verhandelt und zu hochwertigstem Eisen, dem sogenannten "ferum noricum"
verarbeitet. Die zugehörigen Öfen sind feinste Industriegeschichte und zeigen
uns die Bedeutung von Unterpullendorf als Rohstofflieferant, prähistorischer
Industriestandort und Siedlungsraum über mehrere Jahrtausende. Es ist wichtig
dass die Bedeutung solch archäologisch wertvoller Orte den Menschen der
Gemeinden näher gebracht werden - das ist eine unserer vielen Aufgaben als
Archäologen", sagt die Archäologin Manuela Thurner, welche zur Zeit ihre
Masterarbeit zum Thema Bergbau verfasst.
Auf Grund des regen Interesses wird es im
März einen archäologischen Vortrag zum Thema Eisenforschung in Unterpullendorf
geben. Zwei besonders schöne Eisenerzknollen wurden der Gemeinde
übergeben.

Eingebettet in einer Tonschicht liegt die sogenannte Erzader aus welcher der
hochwertige Toneisenstein abgebaut wird.